D-A-CH-Netzwerk
Das D-A-CH Netzwerk EVB ist Anfang der 2000er Jahren entstanden. Es finden regelmäßig D-A-CH Workshops zu aktuellen fachpolitischen Themen statt. Aus der gemeinsamen Arbeit sind fachpolitische Stellungnahmen für den D-A-CH Raum entstanden, die sog. D-A-CH Erklärungen. Die Partnerverbände sind im Redaktionsteam der Zeitschrift HiBiFo vertreten und übernehmen einmal jährlich die Herausgabe eines Heftes. Seit 2021 sind die drei Verbände Kooperationspartner für die online stattfindende D-A-CH Ringveranstaltung zu Theorien und aktuelle Aspekte der Ernährungs- und Verbraucherbildung.
Zum D-A-CH Netzwerk EVB gehören
für D – Deutschland: Haushalt in Bildung und Forschung e.V. / HaBiFo
für A – Österreich: Thematisches Netzwerk Ernährung / TNE
für CH – Schweiz: Verband Fachdidaktik Wirtschaft–Arbeit–Haushalt / FD-WAH.CH
Aktuelles
Der nächste D-A-CH-Workshop findet statt im Rahmen der HaBiFo-Tagung am 3. September 2025 an der Universität Wien.
D-A-CH Erklärungen
2018 Münchner Erklärung
DACH Erklaerung München 2018 als PDF herunterladen
3. D-A-CH Erklärung zur Sicherung fachdidaktischer Qualifizierung und Professionalisierung in der Ernährungs- und Verbraucherbildung – (EVB)
Innerhalb der Ernährungs- und Verbraucherbildung werden angehende Lehrpersonen auf hohem fachwissenschaftlichen und fachdidaktischen Niveau ausgebildet. Auch in Zeiten von Lehrkräftemangel muss dieses Niveau gehalten werden. Nur dann ist die Grundlage gegeben, den unterrichtlichen Anforderungen in diesem anspruchsvollen alltagsbezogenen Fach gerecht zu werden – deshalb erheben wir die folgenden Forderungen:
- Die Zuständigkeit für eine umfassende fachdidaktische und fachwissenschaftliche
Qualifizierung der Lehrpersonen für Ernährungs- und Verbraucherbildung liegt bei den Hochschulen. - Entsprechende Studien an Hochschulen sind für alle im Fach unterrichtenden Personen verpflichtend und müssen innerhalb einer bestimmten Frist nachgewiesen werden.
- An den Hochschulstandorten der Ernährungs- und Verbraucherbildung sind personale und materielle Ressourcen dauerhaft auszubauen, um Lehrkräfte qualifiziert auszubilden und ggf. auf hohem Niveau nachzuqualifizieren.
Zur Begründung:
Ernährungs- und Konsumkompetenzen sind umfassende kulturelle Kernkompetenzen, die zu einer reflektierten, selbstbestimmten und verantwortungsvollen Alltagsgestaltung und -bewältigung notwendig sind. Damit tragen sie sowohl zur Gesunderhaltung und gesellschaftlichen Teilhabe als auch zur Gestaltung des Arbeits- und Alltagslebens bei. Gerade in einem alltagsbezogenen Fach sind neben einem fundierten Fachwissen zur Gestaltung eines guten Unterrichts profunde fachdidaktische Kompetenzen erforderlich. Die professionelle Gestaltung von Handlungsfeldern im Lehrberuf umfasst z. B. die
- Auswahl, Legitimation und didaktische Rekonstruktion von Bildungsinhalten der Ernährungs- und Verbraucherbildung,
- Festlegung und Begründung von Zielen und Kompetenzen des Fachunterrichts,
- Entwicklung, Evaluation und methodische Strukturierung von fachbezogenen Lernumgebungen,
- angemessene Berücksichtigung der unterschiedlichen lebensweltlichen Ausgangsbedingungen von Lehrenden und Lernenden,
- Förderung aller Kinder und Jugendlichen in ihrer Unterschiedlichkeit und Vielfalt und entsprechend ihrer individuellen Fähigkeiten und Fertigkeiten in den Bereichen Konsum, Ernährung und Gesundheit,
- Bewertung, Entwicklung und Evaluation von Lehr- und Lernmaterialien für die
Ernährungs- und Verbraucherbildung.
München, 22. Februar 2018
2011 Salzburger Erklärung
D_A_CH Erklaerung Salzburg 2011 als PDF herunterladen
Salzburger Erklärung zur Profilierung, Professionalisierung und Qualitätssicherung in der Ernährungs- und Verbraucherbildung – (EVB)
Profilierung in der Ernährungs‐ und Verbraucherbildung
Ein eigenständiges Studien‐ und ein einschlägiges Unterrichtsfach etablieren!
Der Erwerb und die Entwicklung von kulturellen Kernkompetenzen in der Ernährungs‐ und Verbraucherbildung (Nutrition Literacy und Consumer Literacy) ist Voraussetzung für eine aktive Teilnahme in der Bürger‐ resp. Zivilgesellschaft (Active Citizenship).
Ernährungs‐ und Verbraucherbildung muss daher in der Schule curricular in einem Trägerfach verankert sein bzw. diesbezüglich ausgebaut werden, um dem Anspruch einer Allgemeinbildung im Sinne von Literacy gerecht werden zu können.
Der Erwerb kultureller Kernkompetenzen verlangt die Einbettung in langfristige Lernprozesse, organisiert von dafür ausgebildeten Lehrpersonen und muss daher in der Verantwortung von Lehrpersonen der Ernährungs‐ und Verbraucherbildung (EVB) liegen. Querschnittsthemen3, schulhausinterne Aktionen und /oder die Einbindung außerschulischer Akteure4 sind wertvolle Angebote, erfüllen diesen Anspruch jedoch nicht.
Einschlägige Studiengänge zur EVB müssen in der institutionalisierten Lehrer/innenbildung an Hochschulen und Universitäten implementiert werden.
Professionalisierung in der Ernährungs‐ und Verbraucherbildung
Fachdidaktische Qualifizierung in der Hochschullehre sichern!
Gerade in einem alltagsbezogenen Fach ist eine Professionalisierung der Lehrpersonen unabdingbar, um Fachtheorien wissenschafts‐ und kompetenzorientiert in der Schulpraxis umsetzen zu können und letztlich die Schülerinnen und Schüler zu befähigen, heutige und zukünftige Anforderungen des Alltages reflektierend zu bewältigen.
Nur eine adäquate flächendeckende und institutionelle Verankerung der einschlägigen Studiengänge zur Ernährungs‐ und Verbraucherbildung an den Hochschulen bzw. Universitäten sorgt für die kontinuierliche Ausbildung von Lehrenden und damit für die Sicherstellung eines qualitativ hochwertigen Unterrichtsangebotes an Schulen. Aus diesem Grund müssen Studienprogramme auch zur (Nach)Qualifizierung fachfremder Personen und
Quereinsteiger/innen bereitgestellt werden.
Das Konzept des lebenslangen Lernens ist eine Grundhaltung in der Ausbildung und Weiterbildung.
In der Lehrer/innenbildung spielt die Fachdidaktik eine Schlüsselrolle als Schnittstelle bei der Vermittlung fachwissenschaftlicher, erziehungswissenschaftlicher sowie schulpraktischer Inhalte. Anzustreben ist, dass Lehrende in der Lehramtsausbildung an Pädagogischen Hochschulen und Universitäten nicht nur in einer einschlägigen fachwissenschaftlichen Bezugswissenschaft der Ernährungs‐ und Verbraucherbildung, sondern auch in Fachdidaktik und/oder Bildungs‐ und Sozialwissenschaften qualifiziert sind.
Lehrende in der Lehramtsausbildung brauchen Studienangebote zur Fachdidaktik für ihre (Weiter)Qualifizierung. Damit wissenschaftlicher Nachwuchs ausgebildet werden kann, müssen Angebote und Stellen zur Promotion und Habilitation nicht nur im Bereich der Fachwissenschaften, sondern auch in der Fachdidaktik Ernährung‐ und Verbraucherbildung geschaffen werden.
Für eine professionelle Ernährungs‐ und Verbraucherbildung sind auch entsprechende räumliche Ausstattungen bereitzustellen, wie z.B. Labore, Lehr‐ und Lernküchen einschl. Nebenräumen.
Qualitätssicherung in der Ernährungs‐ und Verbraucherbildung
Fachdidaktische Forschung implementieren!
Fachdidaktische Forschung in der Ernährungs‐ und Verbraucherbildung verbindet fachspezifische Inhalte und Bildungsaspekte und liefert unverzichtbare Beiträge zur theoriengeleiteten Unterrichtspraxis.
Nur durch systematische Forschung kann die Entwicklung von kulturellen Kernkompetenzen (Nutrition Literacy, Consumer Literacy) innerhalb der obligatorischen Schulzeit evaluiert werden. Daraus können Schlussfolgerungen für die Qualitätssicherung abgeleitet werden.
Forschung unterstützt die Verankerung der Fachbereiche in der universitären Bildung. Eine Basisfinanzierung, unabhängig von interessensgebundenen Wirtschaftszweigen ist sicherzustellen. Zusätzlich muss Grundlagenforschung in den Bezugswissenschaften der Ernährungs‐ und Verbraucherbildung angeregt werden.
Im Sinne der Qualitätssicherung ist auch eine stärkere Vernetzung zwischen den Ausbildungsinstitutionen auf nationaler und internationaler Ebene anzustreben.
Die unterzeichnenden Verbände, Netzwerke und Interessensgemeinschaften fordern, dass die Profilierung, Professionalisierung und Qualitätssicherung in der Ernährungs‐ und Verbraucherbildung durch gezielte Förderprogrammen gesichert wird.
Verabschiedet in Koblenz am 19. Februar 2011
2009 Münchner Erklärung
D-A-CH Erklaerung Muenchen 2009 als PDF herunterladen
D-A-CH Arbeisgemeinschaft zur „Ernährungs- und Verbraucherbildung“/ „Bildung in Ernährung und Konsum“[1]
Münchner Erklärung zur Sicherung und Entwicklung der Ernährungs- und Verbraucherbildung (EVB)
Ernährungs-, Konsum- und Finanzkompetenzen sind kulturelle Kernkompetenzen (Literacy), die zu einer reflektierten, selbstbestimmten und verantwortungsvollen Alltagsgestaltung und -bewältigung und damit auch zur Gesunderhaltung und Teilhabe am gesellschaftlichen Leben notwendig sind.
Diese kulturellen Kernkompetenzen werden nicht über Sozialisation gesichert und müssen - gleichwertig wie Sprache, Mathematik und Naturwissenschaften [2] - in unseren demokratischen Gesellschaften, welche immer stärker die Eigenverantwortung einfordern, als Bildungsanspruch aller Schüler/innen gesehen werden.
Die aktuelle Entwicklung mit zunehmenden ernährungsbezogenen Gesundheitsproblemen und großen ökologischen, finanziellen und sozialen Unsicherheiten und Herausforderungen macht Bildungsbedarf unübersehbar.
Eine zukunftsorientierte und nachhaltige Ernährungs- und Verbraucherbildung benötigt eine strukturell verankerte, institutionell abgesicherte professionelle fachliche und fachdidaktische Vertretung (die in den einzelnen Ländern ob in Fächern oder Fächerverbunden unterschiedlich organisiert sein kann) und muss die gesundheitliche Dimension durchgängig berücksichtigen.
Eine zukunftsgerechte Allgemeinbildung ermöglicht die selbst- und sozialverantwortliche Lebensführung sowie Teilhabe an Gesellschaft und Kultur. Dies ist durch eine institutionalisierte Ernährungs- und Verbraucherbildung zu sichern. Daher ist Folgendes notwendig:
1) Sicherung: Institutionalisierung im Rahmen der Allgemeinbildung
Der bereits vorhandene Stand der Institutionalisierung der Ernährungs-, Gesundheits- und Verbraucherbildung und der vorhandenen professionellen fachlichen und fachdidaktischen Vertretung ist zu sichern.
2) Entwicklung: Profilierung, Professionalisierung und Qualitätssicherung
Kompetenzorientierung in der Ernährungs- und Verbraucherbildung.
Die vorhandenen Strukturen müssen daraufhin überprüft werden, wieweit sie den Anforderungen einer zukunftsgerechten Ernährungs- und Verbraucherbildung [2] entsprechen, so wie sie in den deutschen, österreichischen und schweizerischen Konzepten zur Reform der Ernährungs- und Verbraucherbildung durch gemeinsame Arbeitsprozesse entwickelt wurden und werden. Diese beinhalten Konsum- und Finanzkompetenzen ebenso wie Ernährungs- und Gesundheitskompetenzen unter Berücksichtigung aller Dimensionen von Nachhaltigkeit.
Die bestehenden Strukturen, inhaltlichen Ausgestaltungen und Zielsetzungen (z.B. die Reduktion auf einzelne hauswirtschaftliche Fertigkeiten) sind in weiten Bereichen noch nicht zukunftsgerecht und sind zu reformieren. Die notwendige Qualitätssicherung ist sowohl über die Aus-, Fort- und Weiterbildung von Lehrer/innen wie auch der Dozierenden der Seminare und Hochschulen zu erreichen als auch über die Abstimmung der Studien- und Bildungspläne und eine vollständige Akademisierung der Lehramtsausbildung:
Professionelle Lehrkräfte sind auch in der Lage, Schule mit außerschulischen Akteuren (z. B. Verbraucherzentralen, Krankenkassen, Ernährungsberater/innen) zu vernetzen und diese angemessen in den Schulalltag zu integrieren und in schulische Bildungsprozesse einzubinden:
3) Ausbau: Recht aller Kinder und Jugendlichen auf Ernährungs- und Verbraucherbildung
Kinder und Jugendliche haben ein Recht auf eine Allgemeinbildung, die Ernährungs- und Verbraucherbildung umfasst. Wer eine eigenverantwortliche Lebensbewältigung mündiger Bürger und Bürgerinnen fordert, muss die dafür notwendigen Kompetenzen auch über die Bildung bereitstellen. Daher ist es für eine nachhaltige Bildung notwendig, dass sie in allen Bildungsstufen (von der Elementarbildung bis zur Sekundarstufe2) und Schularten vertreten ist.
Die Verwirklichung dieser Forderungen ist eine Voraussetzung für das Erreichen der Zielsetzungen der im EU-Aktionsplan zu Ernährung und Gesundheit bzw. nationalen Aktionsplan zur Gesundheitsförderung und den nationalen Plänen zur Umsetzung der Bildung für Nachhaltige Entwicklung und der Entwicklung von Konsum- und Finanzkompetenz der zukünftigen Generationen enthalten sind.
München, 21. Februar 2009
[1] Der Begriff Verbraucherbildung ist in der Schweiz nicht gebräuchlich, in der Schweiz daher „Ernährung und Konsum“
[2] Eine solche Stellung hat die EVB z.B. in der Bildungsstruktur der skandinavischen Länder, die zu den ‚Pisa-Siegern‘ zählen
[3] D: REVIS (Reform der Ernährungs- und Verbraucherbildung)
A: EVA (Referenzrahmen für die Ernährungs- und Verbraucherbildung in Österreich
CH: IGHWPH Konzepte zur Reform der hauswirtschaftlichen Bildung im gesellschaftlchen Wandel